Das Fahrwerk der BMW – K 1600 GT und K 1600 GTL im Detail:

Niedriger Gesamtschwerpunkt, sehr günstige Massenkonzentration und ideale statische Radlastverteilung.

Das Fahrwerk der BMW Sechszylinder-Motorräder vertraut auf das innovative BMW Motorrad Konzept, wie es bereits bei den aktuellen Vierzylinder-Modellen der K-Baureihe zum Einsatz kommt. Die wesentlichen Elemente sind der Leichtmetall-Brückenrahmen sowie Duolever und Paralever für die Aufgaben der Radführung vorn und hinten.

Für die speziellen Anforderungen, die ein Tourer mit Sechszylinder-Triebwerk stellt, wurde besonderes Augenmerk auf die Austarierung der Massen gelegt. Das Zusammenspiel von Fahrwerk und Motorlage ergibt zusammen mit der Sitzposition des Fahrers nicht nur einen niedrigen Gesamtschwerpunkt mit sehr günstiger Massenkonzentration, sondern auch eine ausgewogene, ideale statische Radlastverteilung von 52 Prozent vorn zu 48 Prozent (K 1600 GT unbeladen) hinten. Dies gewährleistet selbst im Zweipersonenbetrieb und mit hoher Beladung hervorragende Fahreigenschaften.

Hauptrahmen aus Leichtmetall in Brückenbauweise in Kombination mit Leichtmetall-Heckrahmen.

Das zentrale tragende Bauteil ist der Hauptrahmen in Brückenbauweise. Der völlig neu entwickelte Aluminium-Leichtbaurahmen besteht aus einem Schweißverbund von vier hochfesten, wärmebehandelten Kokillengussteilen mit geringen Wandstärken. Sowohl die komplexe Geometrie als auch die hohe Anzahl an Anbindungspunkten stellen dabei höchste Ansprüche an die Fertigungstechnologie.

Durch den stark nach vorn geneigten Motor können die Profile des Hauptrahmens oberhalb des Zylinderkopfes geführt werden, so dass ihr Verlauf von dessen Breite weitgehend unabhängig ist. Dies erlaubt eine sehr schmale Gestaltung des Rahmens, insbesondere im ergonomisch wichtigen Kniebereich. Das Gewicht des Hauptrahmens beträgt lediglich 16 Kilogramm.

Der Sechszylinder-Reihenmotor ist mit dem Rahmen über acht Punkte fest verschraubt und wirkt so als versteifendes Element.

Trotz der hohen Anforderungen, die ein Motorrad wie die K 1600 hinsichtlich Soziusbetrieb und Zuladung stellt, ist es den Entwicklern von BMW Motorrad gelungen, den Heckrahmen als leichte Aluminiumkonstruktion auszuführen. Er besteht aus hochfesten miteinander verschweißten Aluminium- Vierkant- und Strangpressprofilen und ist über vier Punkte mit dem Hauptrahmen verschraubt. Die robuste Konstruktion wird durch Verformungselemente im Bereich der Kofferabstützung ergänzt. Das Gewicht des Heckrahmens beträgt lediglich 4 kg.

Vorderradführung BMW Duolever für beste Fahrpräzision, Zielgenauigkeit und Komfort.

Der Duolever steht bei der K-Baureihe von BMW Motorrad für ein Höchstmaß an Fahrpräzision und Zielgenauigkeit. Er vereint größtmöglichen Federungskomfort und feinfühlige Rückmeldung. Der Federweg beträgt 115 Millimeter (60 mm Einfederung, 55 mm Ausfederung).

Die Kinematik des Duolevers sorgt auch bei den K 1600 Modellen für einen automatischen Bremsnickausgleich, die beim Bremsvorgang entstehenden Längskräfte am Vorderrad verursachen nahezu keine Einfederung. Lediglich aus der dynamischen Radlastverteilung resultiert ein gewisses Eintauchen, das dem Fahrer die von konventionellen Telegabeln gewohnte Rückmeldung über die Stärke der Bremsung gibt. Damit vereint der Duolever das gewünschte Feedback vom Vorderrad mit dem Komfort- und Sicherheitsvorteil eines Bremsnickausgleichs.

Angepasste BMW Paralever-Hinterradschwinge und Kardanantrieb.

Gerade bei großvolumigen BMW Tourenmotorrädern ist der Kardanantrieb aufgrund seiner zahlreichen Vorteile unverzichtbarer Bestandteil des Gesamtkonzepts. Ausgehend von der bekannten Paraleverschwinge wurden die Hinterradführung sowie der Kardanantrieb konstruktiv an die Gegebenheiten des neuen Sechszylinder-Antriebs angepasst. Den gesteigerten Leistungs- und Drehmomentanforderungen entsprechend wurden Gelenkwelle und Hinterachsgetriebe neu konstruiert.

Nach wie vor besteht die Paraleverschwinge aus einer hochfesten Aluminium-Gusslegierung. Sie ist direkt im steifen Hauptrahmen gelagert, der in diesem Bereich von einer hochstabilen Struktur aus Leichtmetallguss gebildet wird.

Die Momentenabstützung für das Gehäuse des Hinterradantriebs liegt weiterhin oberhalb der Schwinge, während der Bremssattel nun hinten in Verlängerung zur Fahrzeuglängsachse montiert ist.

Das über ein Nadelventil in der Dämpfung einstellbare Zentralfederbein wird über eine Hebelkonstruktion angelenkt und stützt sich über einen Ausleger am Hauptrahmen ab. Die Progression vereint sensibles Ansprechverhalten der Federung mit bestem Traktionsverhalten und bietet dennoch genügend Reserven für Fahrten mit voller Beladung.

Der Federweg beträgt 135 Millimeter (100 mm Einfederung, 35 mm Ausfederung). In der Grundausstattung bietet das hintere Federbein eine stufenlose Einstellungsmöglichkeit für die Zugstufendämpfung sowie über ein Handrad eine stufenlose Einstellung der Federbasis um 10 Millimeter, um das Heck an unterschiedliche Beladungszustände anzupassen.

Die neuen K 1600 GT und K 1600 GTL rollen auf leichten und elegant gestalteten Leichtmetall-Gussrädern im Zehn-Speichen-Design, die eine attraktive Form mit hoher Steifigkeit bei geringem Gewicht verbinden. Das Vorderrad hat die Dimension 3,5 x 17 Zoll, das Hinterrad misst 6,0 x 17 Zoll. Die korrespondierenden Reifengrößen betragen 120/70 ZR17 vorne respektive 190/55 ZR17 hinten. Beim Hinterreifen handelt es sich um eine den speziellen Anforderungen eines Tourenmotorrads hinsichtlich Lasten und Geschwindigkeiten angepasste Entwicklung.

Elektronische Fahrwerksanpassung ESA II für optimale Abstimmung auf alle Einsatzzwecke und Beladungszustände.

Auch die neue BMW K 1600 GT und BMW K 1600 GTL profitieren von der innovativen elektronischen Feder-Dämpferverstellung ESA II (Electronic Suspension Adjustment II), die als Sonderausstattung ab Werk angeboten wird.

Mit diesem weltweit im Motorradmarkt einzigartigen System kann der Fahrer neben der Zugstufendämpfung des vorderen und hinteren Federbeins sowie der Federbasis („Federvorspannung“) des hinteren Federbeins auch dessen Federrate und damit die „Härte“ der Feder auf elektronischem Wege beeinflussen. Dies geschieht bequem über den Multi-Controller in Verbindung mit der Menüführung auf dem TFT-Farbdisplay.

Dieses „Electronic Suspension Adjustment“ der zweiten Generation – kurz ESA II – ermöglicht es, die Fahrwerksabstimmung höchst komfortabel und so präzise wie nie zuvor an die Fahrweise und Beladung anzupassen und somit unter allen Fahr- und Beladungszuständen eine neue Dimension von Fahrstabilität und Komfort bei gleichzeitig hervorragendem Ansprechverhalten zu erzielen.

Um die Bedienung so einfach wie möglich zu halten und ungewollte Fehleinstellungen zu verhindern, wird vom Fahrer zunächst lediglich der Beladungszustand („solo“, „solo mit Gepäck“ oder „mit Sozius und Gepäck“) eingegeben. Die Einstellung der entsprechenden Federbasis beziehungsweise der Federrate erfolgt dann automatisch, wobei das System diese beiden Werte aufeinander abstimmt.

Zusätzlich wählt der Fahrer je nach geplanter Fahrweise zwischen „Comfort“, „Normal“ oder „Sport“ den gewünschten Fahrwerkscharakter der Maschine. Aus diesen Vorgaben errechnet die elektronische Steuerung anhand optimaler Parameter die passenden Dämpfungsraten und stellt sie entsprechend ein. Insgesamt stehen damit auch bei den neuen Sechszylinder-Tourern neun verschiedene Abstimmungsvarianten zur Verfügung.

Durch die zusätzliche Anpassung der Federrate lässt sich das Fahrzeugniveau optimal an unterschiedliche Beladungszustände anpassen und gewährleistet so ein noch höheres Maß an Fahrstabilität, Handlichkeit und Komfort. Selbst unter maximaler Zuladung mit Sozius und Gepäck bleibt auf diese Weise die volle Schräglagenfreiheit erhalten, was eine sportliche Fahrweise ermöglicht. Zudem verringert die Anpassung der Federrate die Gefahr des Durchschlagens bei extremer Beladung drastisch. Ein Wechsel der Dämpferabstimmung („Normal“, „Sport“, „Comfort“) ist durch einfaches

Umschalten per Knopfdruck auch während der Fahrt möglich. Die Federbasis kann aus Funktions- und Sicherheitsgründen nur im Stand verändert werden. Für die Variierung der Federrate kommt ein Elektromotor mit Getriebe zum Einsatz. Die Dämpfungsrate wird mittels kleiner Schrittmotoren an den Dämpfern verändert.

Die Veränderung der Federrate wird durch zwei in Reihe geschaltete Federn ermöglicht. Hierbei nimmt ein Elastomer-Element (Cellasto) in Kombination mit einer darunter angeordneten, konventionellen Schraubenfeder die Kräfte beim Einfedern auf. Die radiale Ausdehnung des Cellasto-Elements wird nach außen durch eine Stahlhülse dauerhaft begrenzt. Auf der Innenseite wird mit Hilfe einer Elektrohydraulik eine Aluminiumhülse bewegt. Die Position dieser Innenhülse beeinflusst das Ausdehnungsverhalten des Cellasto-Elements nach innen und damit seine Federrate. Dies wirkt sich wie der Einsatz zweier unterschiedlich starker Federn aus. Wenn die Innenhülse auf der Stahlfeder aufsitzt, befindet sich das Cellasto-Element außer Funktion und es wirkt nur noch die Stahlfeder. Wird die Innenhülse dann noch weiter bewegt, kann damit zusätzlich die Federbasis der Stahlfeder, also die „Federvorspannung“ variiert werden.

Auf diese Weise bleiben die statische Normallage und die Fahrgeometrie in allen Beladungszuständen optimal erhalten. BMW K 1600 GT und BMW K 1600 GTL erweisen sich dank dieses „Niveauausgleichs“ bei gleicher Fahrweise in voll beladenem Zustand als genauso stabil wie im Einpersonenbetrieb.

Die zusätzliche Anpassung der Federrate über den weiten Bereich von 110 bis 160 N/mm ermöglichte es, die Einstellungen „Sport“, „Normal“ und „Comfort“ bei ESA II weit zu spreizen und damit im Fahrbetrieb deutlich auszuprägen. Im „Sport“-Modus sind K 1600 GT und GTL also noch dynamischer und präziser, im „Comfort“-Modus noch komfortabler als im „Normal-„Modus – bei dennoch hervorragender Stabilität.

Insgesamt lassen sich die Vorteile von ESA II wie folgt zusammenfassen:

· Ausgezeichneter Wirkbereich in den Einstellungen „Sport“/„Normal“/„Comfort“.

· Statische Normallage und Fahrgeometrie bleiben in allen Einstellungen hervorragend erhalten.

· Optimal angepasste Dämpfung und Federrate/Federbasis in allen Einstellungen.

· Deutliche Änderung des Fahrzeugcharakters über die Dämpfungsverstellung.

· Hervorragende Anpassung an alle Beladungszustände über Federraten-/ Federbasis-Verstellung.

· Deutlicher Sicherheitsgewinn bezüglich Brems- und Fahrstabilität, Schräglagenfreiheit und Durchschlagverhalten.

Bremsanlage mit BMW Motorrad Integral ABS (teilintegral) für optimale Verzögerung.

Höchsten Sicherheitsstandard bietet die Bremsanlage mit dem BMW Motorrad Integral ABS in der teilintegralen Version, das zur Serienausstattung gehört. Für noch bessere Dosierbarkeit wurde ein zusätzlicher Drucksensor in die ABS-Hydraulik integriert. Maximale und dennoch beherrschbare Verzögerungen bei geringen Bedienkräften gewähren dem Fahrer somit zusätzliche Sicherheit.

Großzügig bemessene Bremsscheibendurchmesser von 320 Millimetern vorn und hinten sorgen für größtmögliche Verzögerung auch aus höchsten Geschwindigkeiten und unter hoher Beladung. Seine weiteren Vorzüge wie unerreicht schneller Bremsdruckaufbau und geringste Betätigungskräfte auch bei Maximalbremsung hat dieses System in vielen Tests unter Beweis gestellt. Das aktuelle System gehört zu den sichersten und effektivsten Bremsanlagen auf dem Markt.

Traktionskontrolle DTC für größtmögliche Sicherheit beim Beschleunigen.

Für beide K 1600 Modelle ist als Sonderausstattung ab Werk die Traktionskontrolle DTC (Dynamic Traction Control) verfügbar. Diese trägt wesentlich zur hohen Fahrdynamik und zur beispielhaften Fahrsicherheit bei.

Die Traktionskontrolle DTC kam erstmals beim Supersportler BMW S 1000 RR zum Einsatz. Gerade unter wechselnden Einsatzbedingungen, bei wenig haftfreudigen Streckenverhältnissen sowie bei Reibwertsprüngen stellt die Traktionskontrolle DTC eine wertvolle Unterstützung des Fahrers dar.

Über den Abgleich der Drehzahlen von Vorder- und Hinterrad über die ABS-Sensoren sowie die von der Sensorbox (Schräglagenerkennung) ermittelten Daten erkennt die BMS-X ein durchdrehendes Hinterrad. Die Motorsteuerung veranlasst in diesem Fall eine entsprechende Reduzierung des Antriebsmoments über Zurücknahme des Zündwinkels, Eingriff in die Einspritzung und Einflussnahme auf die Stellung der Drosselklappe.

Anders als bei den bisherigen BMW Motorrad ASC Systemen wird bei der Traktionskontrolle DTC auch die Schräglage des Fahrzeuges über aufwändige Sensorcluster ermittelt und im Regelverhalten berücksichtigt.

Die Traktionskontrolle DTC ist jeweils individuell mit den verschiedenen Fahrmodi kombiniert und so für ein Höchstmaß an Fahrsicherheit ganzheitlich mit ihnen abgestimmt (siehe Kapitel 2 „Antrieb“).

Obgleich die Traktionskontrolle DTC für den Fahrer eine wertvolle Unterstützung und damit ein enormes Sicherheitsplus beim Beschleunigen darstellt, kann sie – wie auch das ABS – die fahrphysikalischen Grenzen keineswegs neu definieren. Nach wie vor ist es möglich, diese Grenzen durch Fehleinschätzungen oder Fahrfehler zu überschreiten, was im Extremfall einen Sturz zur Folge haben kann. Die DTC (Dynamic Traction Control) hilft dem Fahrer jedoch, die fahrdynamischen Möglichkeiten der K 1600 Tourer wesentlich besser und damit vor allem sicherer zu nutzen. Für spezielle Anforderungen kann die DTC (Dynamic Traction Control) dennoch separat abgeschaltet werden.


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